home
Klimawandel
Krieg um Öl
Krieg um Öl

 Frieden durch Sonnenenergie statt Krieg um Öl

Dr. Herrmann Scheer, MdB; Editorial in "SOLARZEITALTER" 3/2002

 Online-Ausgabe von SOLARZEITALTER

Die von den USA offiziell angegebenen Gründe für einen Krieg gegen Irak sind die Bekämpfung des islamisch-fundamentalistischen Terrorismus, die Entwicklung von Atomwaffen durch Saddam Hussein und der Sturz dieses Diktators. Doch manche arabische Regime sind mehr mit Terrororganisationen verstrickt als der Irak. Dies gilt besonders für Saudi-Arabien mit orthodox-fundamentalistischen Strömungen, die weit in den Regierungsapparat reichen und von denen auch Terrororganisationen finanziert werden. Pakistan und Indien haben Atomwaffen gebaut, der Iran ist dabei. Diktatoren wie Saddam Hussein gibt es dutzendfach. Wenn gegen diese alle Krieg geführt würde, gäbe es Krieg als Dauerzustand. Das elementare Ziel der Verhinderung weiterer Atomwaffen in der Welt kann nur dann erreicht werden, wenn die USA und die anderen Atommächte endlich bereit sind, auch ihre Atomwaffen gemeinsam abzurüsten. Sie haben sich durch den atomaren Nichtverbreiterungsvertrag dazu verpflichtet, ohne dem nachzukommen.

Tatsächlich will die Bush-Regierung die Erdölreserven des Irak unter ihre Kontrolle bringen. Schon den Golf-Krieg vor zehn Jahren hätte es kaum gegeben, wenn in Kuwait und im Irak nur Datteln angebaut würden statt Erdöl gefördert. Die Erdölreserven der Welt reichen nur noch 40 Jahre. Zwei Drittel dieser Reserven befinden sich am Persischen Golf. Die größten Reserven liegen unter dem Boden Saudi-Arabiens und des Iraks. Das Verhältnis zwischen der derzeitigen jährlichen Erdölfördermenge und der noch vorhandenen Fördermenge ist im Iran 1:53, in Saudi-Arabien 1:55, in den Arabischen Emiraten 1:75, in Kuwait 1:116 und im Irak 1:525! Letzteres signalisiert das besondere strategische Interesse am Irak. Unter dessen Boden liegt der letzte Tropfen Erdöl!

Wie sehr es um dieses Erdöl geht, ist spätestens durch die amerikanische Offerte an Frankreich, Russland und China deutlich geworden, um deren Zustimmung zu einem Militärschlag im UN-Sicherheitsrat zu bekommen. Diese drei Länder sollen an den Erdölkonzessionen im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins beteiligt werden! Das unübersehbare Risiko eines Krieges gegen den Irak wäre eine Weltwirtschaftskrise durch akut steigende Erdölpreise. Ein durch den Krieg geschürter Aufruhr in den arabischen Staaten durch islamische Fundamentalisten würde die Stellung der gemäßigten Regierungen gefährden! Ein Krieg arbeitet den Terroristen in die Hände, die isoliert und ausgeschaltet werden müssen. Vielleicht setzt die Bush-Regierung sogar darauf, einen Vorwand für eine spätere Intervention auch in Saudi-Arabien zu bekommen.

Die Alternative zu Kriegen um Erdöl ist für alle Länder die technische Mobilisierung aller Formen der jeweils heimischen Erneuerbaren Energien. Dieses Potential wird weit unterschätzt. Es reicht, um mittelfristig von Erdöl und Erdgas unabhängig zu werden. Statt für Kriege um Erdöl zu rüsten, müssen wir endlich unsere Mittel für den Ersatz von Erdöl einsetzen!

Dies gilt für uns wie auch für die USA. Diese geben seit den 90er Jahren jährlich über 50 Milliarden Dollar für ihre militärische Präsenz in der Golf- Region aus. Das sind – umgerechnet auf den Barrel Öl, das von dort in die USA geliefert wird – 100 Dollar militärischer Sicherheitsaufwand pro Barrel!

Doch was treibt den britischen Premier Tony Blair so strikt an die Seite von Präsident Bush, so dass britische Anti-Kriegsdemonstranten ihn schon als „Blush“ plakatieren? Zwei der sechs weltgrößten Erdölmultis sind britisch: BP und Shell. BP ist sogar mehrheitlich britischer Staatsbetrieb. Die gesamte britische Politik am Persischen Golf ist ohne dieses Faktum nicht erklärbar, und dies schon seit einem Jahrhundert. Großbritannien macht jeden Schritt der USA – wenn sie ihn nicht verhindern kann – in der Golfregion mit, um die Interessen von BP und Shell gegenüber den vier großen US-Welt-Erdölkonzernen nahtlos zu sichern und nicht von diesen an den Rand gedrängt zu werden.

Dies alles zeigt: Das scheinbar so billige Erdöl ist politisch schon längst unbezahlbar geworden. Die Markteinführung von Treibstoffen aus Biomasse wird zur wichtigsten energiestrategischen Aufgabe. EUROSOLAR hat diese Aufgabe seit Jahren konzeptionell vorbereitet – und gezeigt, dass mit den geeigneten Anbaumethoden und Techniken Erdöl durch Biomasse vollständig ersetzt werden kann.

zurück